Technik13.08.2025

Sicherer Kindertransport auf dem Fahrrad

  • Verschiedene Systeme im Fachhandel: Kindersitz, Anhänger oder Lastenrad
  • Bitte nur geprüfte Transportsysteme verwenden
  • Vor jeder Fahrt Technik und Gurte sorgfältig prüfen

Immer mehr Familien setzen aufs Fahrrad, um ihre Kinder zur Kita, in die Schule oder zum Spielplatz zu bringen. Damit der Nachwuchs dabei gut geschützt ist, weist die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH auf wichtige Sicherheitsaspekte und gesetzliche Vorgaben hin.

„Fahrräder, Anhänger und Lastenräder bieten flexible Transportlösungen für Familien. Doch nur mit geprüfter Technik und der richtigen Ausstattung sind Kinder wirklich sicher unterwegs“, betont Stefan Krone, Inhaber des Ingenieurbüros Krone in Halle/Westfalen und GTÜ-Partner. Außerdem ist er Fahrradsachverständiger.

Gesetzliche Vorgaben: Kinder dürfen laut Straßenverkehrsordnung Paragraf 21, Absatz 3, nur transportiert werden, wenn die Fahrräder zur Personenbeförderung gebaut und eingerichtet sind. Und zwar bis zum vollendeten siebten Lebensjahr. Fahrende Personen müssen mindestens 16 Jahre alt sein. In Anhängern dürfen maximal zwei Kinder mitfahren. Die Altersgrenze gilt nicht für die Beförderung eines behinderten Kindes.

Unterschiedliche Möglichkeiten: Für den Kindertransport kommen drei Systeme infrage. Zu den Basismaßnahmen gehört stets eine sichere Montage und regelmäßige Wartung der Transportsysteme. Auch sollte man stets darauf achten, dass die Kinder gut sitzen und die Sicherheitsgurte optimal eingestellt sind.

  • Kindersitze nach DIN EN 14344 mit Gurtsystem, Fußstützen, Rückenlehne und Speichenschutz, ausgewählt passend zu Gewicht und Größe des Kindes. Vorteile: Der Platzbedarf fürs Fahrrad in der Garage ist nicht groß, und der Sitz kann auf unterschiedliche Fahrräder montiert werden. Ob vorn oder hinten angebracht – Prüfingenieur Stefan Krone weist darauf hin, dass sich das Fahrverhalten aufgrund eines höheren Schwerpunkts deutlich ändert. Bei vorn montiertem Sitz erhöht sich zudem die Last aufs Vorderrad und somit auch das Kippmoment. Das erfordert beim Bremsen größere Vorsicht.
  • Fahrradanhänger nach DIN EN 15918 für ein oder zwei Kinder mit Sicherheitsgurt, Reflektoren, Beleuchtung und möglichst auch mit Federung. Sie bieten Flexibilität, weil das Rad auch mal gewechselt werden kann. „Ein guter Anhänger kann durchaus 1.000 Euro kosten. Er macht aus dem Fahrrad ein Zweispurfahrzeug, zudem fährt er eine andere Spur als das Zugfahrzeug. Die andere Durchfahrtsbreite ist zu beachten. An diese Faktoren muss man sich gewöhnen“, sagt Stefan Krone. Auch die Manövrierfähigkeit ist eingeschränkt.
  • Lastenräder mit fest installierten Sitzsystemen und Gurten, bei Einspurfahrzeugen mit Speichenschutz. „Niemals Kinder in ein nur für den Gütertransport vorgesehenes Fahrrad setzen“, warnt Stefan Krone, „es muss einen echten Passagierraum mit allen Sicherheitseinrichtungen haben. Dreiräder bieten Standsicherheit, sind aber groß. Wenn sie Neigetechnik haben, sind Kippmomente reduziert. Das führt dazu, dass in Kurven die Seitenführungskräfte auf den Fahrer geringer sind und somit das Fahrverhalten dem eines normalen Fahrrads ähnelt.“ Fahrräder dieser Kategorie kosten meist mehrere tausend Euro. Viele haben einen Elektroantrieb, der das Fahren angesichts des hohen Gesamtgewichts deutlich erleichtert.

Helm und Sichtbarkeit: Eine gesetzliche Helmpflicht besteht nicht. Dennoch rät die GTÜ dringend dazu, dass Kinder und begleitende Erwachsene einen geprüften Fahrradhelm tragen. Helle Kleidung, reflektierende Elemente sowie Beleuchtung und Sicherheitswimpel erhöhen die Sichtbarkeit im Straßenverkehr deutlich.

Technik-Check vor jeder Fahrt: Bremsen, Reifen, Lichtanlage und alle Befestigungen müssen regelmäßig geprüft werden. Das maximal zulässige Gesamtgewicht laut Herstellerangaben darf nicht überschritten werden – insbesondere bei Pedelecs oder E-Lastenrädern.

Vorsicht beim Fahren: Eltern sollten sich zunächst auf ruhigen Strecken mit dem beladenen Rad oder Anhänger vertraut machen, insbesondere mit Kurvenfahrten, Bremsweg und Bremsverhalten. Diese Faktoren unterscheiden sich deutlich vom normalen Fahrrad. Vorausschauende Sicht, das Umfahren von Schlaglöchern oder Straßenbahnschienen sowie eine defensive Fahrweise erhöhen die Sicherheit für alle Beteiligten.

Babys erst ab zehn Monaten: Ärzte empfehlen, Säuglinge erst ab einem Alter von etwa zehn Monaten im Fahrradanhänger zu transportieren – wenn sie selbstständig sitzen und den Kopf sicher halten können. Dort sollten sie in einer speziellen Babyschale untergebracht sein.

Klare Sache: Wer Kinder auf dem Fahrrad transportieren möchte, sollte vorsichtig und vorausschauend fahren, Sicherheitsregeln einhalten, auf geprüfte Systeme setzen und die Technik regelmäßig warten. Das erhöht die Sicherheit für alle, ob klein und groß.

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